M'muock

Standort:       M’muock und Ndungweh/Südwestprovinz Kamerun

Zielgruppe:   Bevölkerung von M’muock

Zeitraum:      2007 – 2009

Partner:        Nkong Hiltop

Status:          Abgeschlossen

Unser Pilotprojektdorf wurde 2008/2009 in M’muock und Ndungweh, Südwestprovinz, Kamerun durchgeführt. Im Dorf M´muock entstand auch die Idee zu unserem Pilotprojekt und Verein. Der Kontakt entstand bei einem mehrmonatigen Arbeitsaufenthalt in Kamerun und vor allem bei Besuchen in M’muock im März/April 2007.

Für Interessierte haben wir unseren Projektplan mit detailliertem Budget zum Download bereitgestellt.

Hintergrundinformation Kamerun

Kamerun liegt im westlichen Zentralafrika und hat ca. 17 Millionen Einwohner. 70 Prozent leben in ländlichen Gebieten und betreiben hier meist eine Selbstversorgerlandwirtschaft.

Was für uns zum täglichen Leben gehört – nämlich die Möglichkeit, nach dem Aufwachen als erstes den Lichtschalter zu betätigen, ist für die meisten Menschen in Kamerun ein Luxusgut. Zugang zur Elektrizität haben in ländlichen Gebieten nicht einmal 10 % der Menschen.
Strom aber bringt Erleichterungen – Kinder können abends ihre Hausaufgaben erledigen, Handys geladen werden, Radio oder Fernseher können betrieben werden und so Nachrichten aus der Stadt und aus der Welt empfangen werden, landwirtschaftliche elektrische Geräte können die Feldarbeit erleichtern, die eingesparte Zeit für die Beschaffung von Holz oder Diesel kann für Bildung genutzt werden. Zugang zu Strom bringt Entwicklung und damit Reduzierung der Armut mit sich.

Stromausfälle führen zu Revolten
Die Stromversorgung ist in Kamerun besonders in den ländlichen Gebieten katastrophal, selten gibt es hier eine nationale Stromversorgung. Und selbst in den Städten und größeren Dörfern in denen es ein Stromnetz gibt, reicht die Stromversorgung bei weitem nicht aus. So kam es im September 2007 wegen ständiger Stromausfälle in der Stadt Abong Mbang (Ostprovinz) zu einer Revolte in deren Folge zwei Studenten erschossen wurden. Eine Besserung ist derzeit nicht in Sicht – die nationale Strombehörde ist überfordert und kann nicht für ausreichend Strom garantieren.

Dieselgeneratoren
In den (entlegenen) Dörfern, so auch in M’muock, die wohl noch lange auf ein nationales Stromnetz warten werden, behilft man sich teils mit Dieselgeneratoren, aber sowohl die Generatoren als auch der Diesel ist teuer und kann meist nur unter mehrstündigen Anfahrtswegen aus der Stadt besorgt werden.
Eine Alternative bieten lokal hergestellte Windkraft- und Wasserkraftanlagen, die sich wegen der topographischen Gegebenheiten von M’muock hier besonders zur Energiegewinnung eignen.

Umweltprobleme und Gesundheitsschäden
Aber nicht nur die Stromversorgung ist teils katastrophal. Aus Unwissen werden Autobatterien, Elektroschrott oder anderer toxischer Müll in Bachläufe geworfen, werden Felder maßlos überdüngt oder mit Pestiziden vollgepumpt, Wälder werden für die Nutzung als Brennmaterial komplett abgeholzt – die Folge: Bodenerosion.
Häufig fehlt hier das Wissen um Gesundheitsschäden durch Müll, schließlich kann man die Vergiftung des Baches zunächst nicht sehen und die Gefahr scheint nicht vorhanden. Auch das Wissen um nachhaltige Anbaumethoden ist nicht vorhanden. Hier setzt GREEN STEP mit der Durchführung von Workshops und Bildungsmaßnahmen in M’muock an.

Durch die Verwendung von Holz als Brennmaterial zum Kochen entsteht gesundheitsschädlicher Rauch in den Lebens- und Schlafräumen. Hiervon sind besonders Frauen betroffen. Hier können lokal hergestellte, verbesserte Kocher mit Rauchabzug Abhilfe schaffen.

Die Projektdörfer M’muock und Ndungweh

M'muock und Ndungweh

M’muock
M’muock liegt in der Südwestprovinz von Kamerun und hat derzeit ca. 7.000 Einwohner. M’muock liegt in der Lebialem Region, im Gebirge. Hier ist es kalt und windig – wie ein von ausländischen Organisationen erbautes Windrad zum Wasserpumpen zeigt.

Windrad M'muock

Die Menschen hier leben von der Landwirtschaft. Man lebt in Höfen, Mehrfach-Ehen sind an der Tagesordnung – ein Mann hat zwischen 2 bis zu 15 Frauen (allerdings ist bei der jüngeren Generation hier ein Wechsel zu verzeichnen). Auf einem Hof leben also meist 10 bis 20 Menschen.
Nur wenige Familien besitzen einen Dieselgenerator. Beleuchtung bringen meist Kerosinlampen, gekocht wird mit Holz im Haus, die Wände sind schwarz vor Ruß. Billige Taschenlampen werden mit Batterien betrieben, die später im Garten landen. Wenn man ein Handy besitzt muss man es am Dieselgenerator aufladen lassen. Die Dorfbar wird mit einem solchen Generator betrieben, der eine Neonröhre und eine Musikanlage betreibt – Musik ist wichtig in Kamerun.

Ndungweh
Das Dorf liegt sehr abgeschieden und ist nur auf einer schlechten Straße zu erreichen. Die 500 Bewohner wohnen in knapp 30 Höfen, die sich an einem steilen Berghang über mehrere Kilometer verteilen. Die Bewohner leben hier fast ausschließlich vom Kaffeeanbau, einer stark schwankenden Einkommensquelle. Die Entfernung zum nationalen Stromnetz beträgt ungefähr 8 km. Vor dem Hintergrund der geringen Bevölkerungsdichte und der isolierten Lage des Dorfes erscheint es äußerst unwahrscheinlich, dass die Regierung und der nationale Stromversorger eine Elektrifizierung des Dorfes in naher Zukunft ins Auge fassen werden. Das Dorf ist reich an Wasserläufen, die sich entlang der Straße bis in das Tal erstrecken, wo sie sich zu einem kleineren Fluss vereinen. Selbst in der Trockenzeit führte die überwiegende Anzahl der Bäche genügend Wasser, was auch auf die nachhaltige Nutzung des vorhandenen Regenwaldes und die Integration der Kaffeeplantagen in den Wald zurückzuführen ist. Einzig auf die Nutzung der Windenergie wird das Dorf nicht zurückgreifen können. Dies ist aber aufgrund der reichhaltigen Wasserpotentiale und deren günstigeren Nutzung gerade vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Verhältnisse der Dorfbewohner vertretbar.

Der Stromverbrauch einer Familie in Kamerun ist um einiges geringer als der einer Familie in Europa. Geholfen ist mit einigen Glühbirnen, einem Radio, einem Handyladegerät und evtl. einem Fernseher. Vielleicht noch ein elektrischer Mixer oder eine Wasserpumpe oder eine elektrische Mühle. 

Eine Person verbraucht in der nahe gelegen Provinzhauptstadt Bandjoun, die an das nationale Netz angeschlossen ist 98 kWh im Jahr. In den ländlichen Gebieten ist es nur ein Bruchteil davon, da es dort keine nationale Stromversorgung gibt. Eine Person in Deutschland dagegen verbraucht durchschnittlich 1800 kWh (Quelle: www.vdew.de). 

Kleinwindkraft- oder Wasserkraftanlagen eignen sich daher besonders für den Einsatz in diesem Gebiet. Sie erzeugen genug Strom für den lokalen Bedarf.

Ziele des Projektes

Das Ziel des Pilotprojekts von GREEN STEP in M’muock war es, den Lebensstandard zu erhöhen durch den Einsatz umweltfreundlicher Technologien. Möglichkeiten zur Einkommensgenerierung für die lokale Bevölkerung und Bildung in umweltfreundlicher Technologie standen hierbei im Mittelpunkt.

Partizipation der Dorfgemeinschaft

GREEN STEP legt Wert auf Nachhaltigkeit. Diese beginnt jedoch bereits bei der Projektplanung. Die Einführung von neuer Technologie und Bildungsmaßnahmen kann nur Erfolg haben, wenn sie in enger Abstimmung mit der Dorfgemeinschaft und speziell mit dem Chief des Dorfes geschieht. Da keine Geschenke verteilt werden sollen, ist die Übernahme von Kosten durch die Gemeinschaft von Beginn an Bestandteil des Projekts gewesen. Übernachtungsmöglichkeiten wurden sowohl in M´muock als auch in Ndungweh vom Dorf selbst gestellt. In Ndungweh wurden die Helfer ebenfalls verköstigt. Das Material für die Turbinen wurde von den Nutzern bzw. von Handwerkern getragen. Für die Teilnahme an den Schulungen wurde den Handwerkern keine Vergütung gezahlt. – eine kontraproduktive Maßnahme, die vor allem große Entwicklungsorganisationen in Entwicklungsländern praktizieren.

Projektphasen

1. Sensibilisierungsmaßnahmen

Nach Abstimmung mit dem Dorf und unseren lokalen Kooperationspartnern sowie einer ersten Datenerhebung zu lokalem Einkommen und der Energiegewinnung begannen wir mit Sensibiliserungsmaßnahmen zum Thema erneuerbare Energien (EE), Umwelt und Naturschutz sowie nachhaltiger Landwirtschaft. Dies geschah in Community-Meetings und durch öffentlichkeitswirksame Aktionen im Dorf, so wie durch das Aufstellen von Pilotanlagen und Pilotfeldern, um der Bevölkerung zu beweisen, dass die Technik funktioniert.

Workshops in Umweltbildung und nachhaltiger Landwirtschaft führten in diese Themen ein. 

Pilotanlage Windkraft
Das erste Windrad wird (durch GREEN STEP produziert) auf einem Hügel installiert und versorgt einige nahe gelegene Höfe mit Elektrizität. Die Finanzierung erfolgt über Ratenzahlung durch eine Person der Gruppe an GREEN STEP oder über die Kultur- und Entwicklungsorganisation MUDECA. Sie ist verantwortlich dafür, dass jeder der Gruppe, der seine Batterie hier auflädt, eine Gebühr bezahlt, die gesammelt wird.

Pilotanlage Wasserkraft
Eine kleine Wasserkraftanlage zum Aufladen von Batterien wurde in der Nähe des Chiefhauses montiert. Dort befindet sich ein großer Wasserfall, der sich besonders für die Nutzung von kleinen Wasserkraftanlagen eignet. Durch die streng hierarchische Gliederung im Dorf hat diese Pilotanlage eine Vorbildfunktion für die anderen Dorfbewohner. Der Chief beteiligte sich hierbei an der Finanzierung der Anlage.

Projektfelder Nachhaltige Landwirtschaft
Um zu beweisen, dass man mit nachhaltiger Landwirtschaft und ohne den übermäßigen Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden Felder effizient bewirtschaften kann, wurden Projektfelder angelegt, die die lokale Bevölkerung besichtigen kann.

Nchhaltige Landwirtschaft

2. Workshops

Im Anschluss an die Sensibilisierung wurden Workshops für interessierte Handwerker in Ndungweh und der Provinzhauptstadt Buea durchgeführt. In M´muock wurde keine Ausbildung durchgeführt, da im Dezember das Dorf unplanmäßig an das nationale Stromnetz angeschlossen werde sollte und damit das Projekt nicht mehr notwendig erschien. In Ndungweh wurde in einem viermonatigen Workshop (2 Tage pro Woche) den interessierten Handwerkern beigebracht, wie man solch eine Wasserkraftanlage selbst bauen und damit Strom zum Eigenbedarf produzieren kann. Zudem wird gelehrt, wie man aus dem Wissen um diese Technik ein kleines Unternehmen aufbauen kann, in dem man die Technik vertreibt und weiter betreut und wartet. Am Ende des Kurses konnte zwar eine Turbine erfolgreich in Betrieb genommen werden und zwei weitere sind vor der Inbetriebnahme, allerdings zeigte es sich, dass die Bildung der Handwerker sehr rudimentär ist, so dass auch diese einfache Technik nicht innerhalb weniger Wochen unterrichtet werden kann. Außerdem ist es den Handwerkern wichtig gewesen ihr eigenes Haus mit Strom zu versorgen. Der Verkauf von weiteren Anlagen lag Ihnen fern.

In Buea wurden Handwerker im Bau von Windkraftanlagen geschult. Da die Vorbildung und der Unternehmergeist weiter verbreiten war, als bei den Handwerkern im Dorf Ndungweh, war dieser Kurs wesentlich erfolgreicher. Nach Abschluss des Kurses bildeten vier kleine Gruppen, die unterstützt mit einem kleinen Mikrokredit (i.d.R. € 600 ) ein zweites Standbein mit dem Bau und Vertrieb von Windkraftanlagen aufgebaut haben.

Training Bau von Windkraftanlagen

Diese Workshops sind nicht umsonst für die Teilnehmer gewesen, sie leisteten einen finanziellen Beitrag zu den Materialkosten. Denn schließlich gehen sie am Ende des Workshops mit ihrer eigenen kleinen Windkraft oder Wasserkraftanlage nach Hause, die sie zur Energiegewinnung nutzen können.

Workshops zu nachhaltiger Landwirtschaft und Umweltbildung sowie Bau von verbesserten Kochern Gleichzeitig mit den Workshops zum Bau von Anlagen wurden kostenfreie Workshops im Dorf zum Thema Umweltbildung und nachhaltige Landwirtschaft angeboten.

Die Umweltbildungsmaßnahmen und Schulungen in nachhaltiger Landwirtschaft werden voll durch GREEN STEP finanziert.

Impactmessung

Um festzustellen wie der kurz- und langfristige Einfluss durch unser Engagement in Mmuock ist, führen wir fortlaufend Datenerhebungen durch.

Damit werden die Partner vor Ort betraut. Auch Mitglieder des Vereins sind vor Ort, damit die laufenden Projekte weiter betreut werden können.

Folgeprojekt: Technologieanpassung, Monitoring und Schule für Erneuerbare Energien

Nachdem alle wesentlichen Projektaktivitäten 2009 abgeschlossen werden konnten, gilt es nun die gewonnen Erfahrungen in Verbesserungen umzusetzen. Die Ansätze und vor allem die Technologie der Wind- und Wasserkraftanlagen werden ständig weiterentwickelt.

Außerdem werden die bestehenden Projekte weiter betreut und beobachtet, so dass auch Langzeiterfahrungen gesammelt werden können. Hier wird GREEN STEP e.V. neben dem Partner Nkong Hill Top auch von freiwilligen Mitgliedern aus Deutschland unterstützt. 

Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass eine solide Ausbildung der Schlüssel zum Erfolg der nachhaltigen Etablierung von Erneuerbaren Energien in Entwicklungsländern und deren lokaler Produktion ist. Daher arbeitet GREEN STEP e.V. an einem Konzept einer lokalen Schule für Erneuerbare Energien, die jungen Leuten und interessierten Handwerkern die Möglichkeit bietet über einen längeren Zeitraum Wissen im Bereich der Erneuerbaren Energien zu erwerben.

Projektpartner vor Ort

Nkong Hill Top

Nkong Hill Top

Mit Nkong Hill Top hat GREEN STEP den perfekten Partner vor Ort gefunden. Die Organisation hat bereits 10 Jahre Erfahrung in der Region und kann viele erfolgreiche Projekte in Kooperation mit ausländischen Institutionen vorweisen. Eine externe Rechnungsprüfung macht Nkong Hilltop zu den wenigen transparenten Organisationen vor Ort. Das Hauptbetätigungsfeld ist die ländliche Dorfentwicklung und die Auflage von Mikrokreditprogrammen. Dieses Wissen ist für GREEN STEP von großem Nutzen.